Ausprobieren, anlesen, weglegen – meine Zeit mit Corona. Nur mit Mühe konnte ich mich von Nachrichtentickern und sozialen Plattformen lösen und mein träges Hirn dazu bringen, wieder eigenständig zu arbeiten. An Schreiben war überhaupt nicht zu denken, an Arbeiten nur mit einem virtuellen Tritt in den Hintern. Längere Texte lesen? Schwierig. Bis ich ihn fand: den Roman, in dem ich in dieser aufwühlenden Zeit mit Vergnügen versinken konnte. Fantasy, ausgerechnet das Genre, das mich mein Leben lang kaltgelassen hatte, zumindest in Schriftform. Noch kälter: ein Jugendbuch. Aber ich kenne und… Read More
BLOG
Gelesen: Leigh Bardugo – Krähensaga (Glory or Grave)
Eskapismus in Zeiten von Corona – wie wunderbar ist Fantasy! Vielleicht habe ich viel verpasst, weil ich das Genre bis vor Kurzem gemieden habe. Aber ich blicke nie zurück. Genau jetzt ist die beste Zeit, mich in fremde Welten entführen zu lassen. Leigh Bardugo schafft dies mit ihrer zweibändigen Krähensaga vortrefflich. Und los geht’s mit Das Lied der Krähen:Die pulsierende Hafenstadt Ketterdam ist Handelsmetropole und Tummelplatz zwielichtiger Gestalten. Hier hat sich der junge Kaz Brekker zur gerissenen, skrupellosen rechten Hand eines Bandenchefs hochgearbeitet. Als er eines Tages ein Jobangebot erhält,… Read More
Gelesen: Darragh McKeon – Alles Stehende verdampft
Ich weiß, wo ich am Tag der Katastrophe von Tschernobyl war, habe ein Bild vor Augen, glaube sogar zu wissen, welches Kleid ich anhatte. Aber die Erinnerung täuscht mich. Es war kein Sommertag, sondern der 26. April 1986. Ich lebte in Regensburg im östlichen Bayern, und das Kleid trug ich vielleicht an einem der Tage, in denen die radioaktive Wolke aus der Ukraine über uns hinweg zog. Wir verfolgten die Berichte in den Nachrichten, sahen die Bilder, lernten, welche Halbwertszeit Cäsium 137 und Strontium 90 haben, und dass wir vorerst… Read More
Gelesen: Daniel Griffin – Rettung
Ich las den Kommentar „… das Thema Umweltverbrechen brillant verarbeitet“, gleichzeitig den Ort der Handlung, dessen gewaltige Natur ich selbst erlebt habe, und schon war’s um mich geschehen. Dieser Mischung konnte ich nicht widerstehen, ich habe gekauft, gelesen und es keine Sekunde lang bereut. Ein Holzkonzern rodet hemmungslos den einzigartigen Primärwald auf Vancouver Island – mit dem Segen der Politik. Eine kleine Gruppe junger Umweltaktivisten protestiert dagegen und schreckt, nachdem der Erfolg ausbleibt, auch vor Bombenanschlägen auf Lager des Konzerns nicht zurück. Gleich der erste geht fürchterlich schief, ein Wachmann… Read More
Gelesen: Heather Gudenkauf – Das Flüstern der Stille
Thriller oder Familiendrama? Irgendetwas dazwischen. Ich habe den Roman vor einiger Zeit zufällig entdeckt, habe reingelesen und bin hängen geblieben. Als sie an einem sonnigen Sommermorgen aufwachen, stellen zwei Familien fest, dass ihre Töchter über Nacht verschwunden sind – nur mit Nachthemd bzw. Schlafanzug bekleidet und ohne Schuhe. Die siebenjährige Calli, die mit vier Jahren aufgehört hat zu sprechen, und Petra, ihre beste Freundin, die ihr immer eine Stimme gegeben hat. Die Spur führt in den Wald, der direkt an Willow Creek angrenzt, den kleinen Ort in Iowa, in dem… Read More
Gelesen: Celeste Ng – Was ich euch nicht erzählte
Ein Roman über eine Familie, über Liebe, Erwartungen, Geheimnisse und Verletzungen. Mein Lese-Highlight des Jahres 2018 ist keine gewöhnliche, keine leichte Kost. Komplex, dicht, klug und sehr berührend. Unbedingt empfehlenswert. „Lydia ist tot.“ Damit beginnt die Handlung an einem Morgen im Frühjahr 1977. Lydia, das sechzehnjährige Lieblingskind von James und Marilyn Lee, war zwei Tag lang verschwunden. Jetzt liegt sie ertrunken am Ufer des Sees nahe der Kleinstadt in Ohio, in der sie mit ihrer Familie lebte. Die Tragödie erschüttert die scheinbar so wohl geordnete Welt der Lees. James, Sohn… Read More
Gelesen: Julia Dibbern – Wolkendämmerung
Die Rückreise von der Leipziger Buchmesse gestaltete sich dieses Jahr schwierig. Dass ein Schneeeinbruch im März damit zu tun hatte, ging längst durch die Presse. Ich hatte Glück und Julia Dibberns Leseprobe zu „Wolkendämmerung“ im Gepäck, die mir die Wartezeit am Leipziger Bahnhof so gut vertrieben hat, dass ich ihren Jugendroman unbedingt lesen wollte. Vielleicht lag’s auch an den Wetterkapriolen bzw. am Klima – topaktuelles Thema des Romans. Der siebzehnjährige Nick lebt mit seinem Vater, einem mäßig erfolgreichen Drehbuchautor, in einem Haus am Strand von Südkalifornien. Er nimmt immer wieder… Read More
Ist das was? – Textarbeitswochenenden
Februar 2017: In mein erstes Textarbeitswochenende (TAW) mit den 42erAutoren ging ich mit einem fast fertigen Romanprojekt und ohne Ahnung, was mich erwarten würde. Nach zwei Tagen, von denen zweieinhalb Diskussionsstunden exklusiv meinem Projekt gehörten, war die Frage „Ist das was?“ beantwortet. Unbedingt, fanden die Mittextarbeiterinnen, weiterschreiben! Oktober 2017: Mein Roman war fertig und x-mal überarbeitet, das nächste TAW in Planung – am gleichen Ort, in gleicher Besetzung. Aber bei einer stand diese Form der Textarbeit gerade nicht an, eine andere würde es gesundheitlich nicht schaffen. Ich war dabei, Ehrensache!… Read More
Gelesen: Kazuo Ishiguro – Alles, was wir geben mussten
Was lese ich bloß als Nächstes? Nichts scheint mir angemessen, nachdem ich dieses Buch zu Ende gelesen habe. Ich denke weiter über das grausame Szenario nach und kriege Kathys sanfte Erzählstimme nicht aus dem Kopf. Dabei habe ich mich am Anfang nicht leichtgetan mit dem Roman und kann verstehen, dass die kühl erzählte Geschichte nicht jeden packt, wie in Rezensionen zu lesen ist. Sportplätze, Schlafsäle, Malstunden – auf den ersten Blick ist Hailsham ein altbekanntes Internat in der englischen Provinz. Aber die Lehrer heißen Aufseher, und sie lassen die Kinder,… Read More
Auf zur Frankfurter Buchmesse!
Buchmessen sind anstrengend? Stimmt, aber sie sind auch unglaublich inspirierend. Die Kreativität der Buchbranche ist an allen Ecken spürbar, Ideen, Wörter (natürlich auch Worte), Sätze schwirren durch die Messehallen. Wer dort nichts aufschnappt, ist selbst schuld. Und wo sonst sollte ein Sprachjunkie wie ich sich Stoff holen? Also: Auf nach Frankfurt, vom 11. bis zum 14. Oktober! An meinem Stundenplan arbeite ich gerade, und wer mich treffen möchte, sollte sich schnellstens bei mir melden. Oder sich spontan zu meinen Standzeiten beim VFLL, dem Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren, einfinden:… Read More