Mens sana in corpore sano. Sie kennen den Spruch, auch wenn Sie sich nicht durch das Latinum quälen mussten. In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist. Wir Schreibenden sollten uns das hinter die Ohren notieren. Schließlich sind wir auf den guten Zustand unserer grauen Zellen angewiesen, wenn wir Lesbares produzieren wollen. Aber was genau können wir für das Wohlsein unseres Körpers tun, damit Energie in den Geist und von dort direkt auf das Blatt oder in die Tasten fließt? Die üblichen Verdächtigen haben wir alle verinnerlicht (oder eher verdrängt): Bewegung an der frischen Luft, gesunde Ernährung, wenig Stress und genügend Schlaf. Schauen wir genauer hin:
Genügend Schlaf – gerne, meinen Sie?
Das funktioniert nicht. Vermutlich geht es Ihnen wie mir: Ich bin froh, wenn ich Zeit zum Schreiben finde, möglichst in der kreativsten Phase meines Biorhythmus. Blöderweise bin ich eine Nachtigall, laufe in der Nacht zu Höchstform auf. Und staune über die Lerchen, die regelmäßig zu unchristlicher Stunde (um vier Uhr früh zum Beispiel) aufstehen, um vor der Arbeit oder dem drohenden Abgabetermin zu schreiben. Ausreichend Schlaf – is’ nicht.
Wenig Stress – Sie winken ab, oder?
Verlage, Agenten, Lektoren, Kolleginnen und Kollegen, Familie … irgendjemand will immer etwas von uns. Auf den letzten Drücker. Wenig Stress? Definitiv nicht.
Gesunde Ernährung – unangenehm, stimmt.
Die anhaltenden Diskussionen zum Thema bestärken das Gefühl. In meinem schreibenden Bekanntenkreis gibt es überzeugte Veganer, Vegetarierinnen, Fleischfresser, Käsefreaks, Fischliebhaberinnen, Mehlspeisenfans, Wein-, Bier-, Wassertrinker. Und sehr viele Schokoholics. Ich selbst bin Flexitarierin. Das klingt modern und bedeutet, dass ich irgendwie alles darf, zumindest kulinarisch. Ob das gesund ist? Keine Ahnung.
Bewegung an der frischen Luft – probieren Sie es!
Mein Kreativsport ist Nordic Walking. Sie gähnen? Stimmt, das klingt weder besonders hip noch sportlich. Aber ich schlendere nicht, ich marschiere. Volle Kanne. Und die Ideen sprudeln. Während eines Schreibwettbewerbs im Winter zum ersten Mal: Die Verzweiflung angesichts der Anzahl der Schreibaufgaben trieb mich mit Walkingstöcken in die Isarauen. Nach einer Stunde war mein Kopf durchgepustet und voller origineller, plausibler Ideen. Das Schreiben lief wie geschmiert und brachte mir am Ende die erwünschte Platzierung.
Getestet habe ich vieles. Ich jogge, aber für den kreativen Funken ist mir das zu anstrengend. Beim Radfahren muss ich aufpassen – auf den Münchner Verkehr, Hunde, Fußgänger, rasende Mountainbiker und Rennradler. Yoga fordert volle Konzentration, Schwimmen macht mir keinen Spaß. Und beim Golf – meiner Leidenschaft – denke ich ausschließlich an Golf. Wie jede ambitionierte Spielerin. Kreativ bin ich nur beim Nordic Walking. Vielleicht liegt es an der rhythmischen Bewegung oder am meditativen Klack-klack der Stöcke auf dem Steinboden. Egal. Hauptsache, es funktioniert. Gleich werde ich meine Stöcke aus der Ecke holen und eine Runde drehen. Ich schreibe nämlich für einen Wettbewerb und muss die Ideen in meinem Kopf dringend durchwalken.
Ihre Ingrid Haag
Foto: Fotolia
(Der Artikel erschien im Blog der 42erAutoren.)