Posts tagged Roman

Gelesen: Jennifer Benkau – One True Queen (Zweiteiler)

Ausprobieren, anlesen, weglegen – meine Zeit mit Corona. Nur mit Mühe konnte ich mich von Nachrichtentickern und sozialen Plattformen lösen und mein träges Hirn dazu bringen, wieder eigenständig zu arbeiten. An Schreiben war überhaupt nicht zu denken, an Arbeiten nur mit einem virtuellen Tritt in den Hintern. Längere Texte lesen? Schwierig. Bis ich ihn fand: den Roman, in dem ich in dieser aufwühlenden Zeit mit Vergnügen versinken konnte. Fantasy, ausgerechnet das Genre, das mich mein Leben lang kaltgelassen hatte, zumindest in Schriftform. Noch kälter: ein Jugendbuch. Aber ich kenne und… Read More

Gelesen: Leigh Bardugo – Krähensaga (Glory or Grave)

Eskapismus in Zeiten von Corona – wie wunderbar ist Fantasy! Vielleicht habe ich viel verpasst, weil ich das Genre bis vor Kurzem gemieden habe. Aber ich blicke nie zurück. Genau jetzt ist die beste Zeit, mich in fremde Welten entführen zu lassen. Leigh Bardugo schafft dies mit ihrer zweibändigen Krähensaga vortrefflich. Und los geht’s mit Das Lied der Krähen:Die pulsierende Hafenstadt Ketterdam ist Handelsmetropole und Tummelplatz zwielichtiger Gestalten. Hier hat sich der junge Kaz Brekker zur gerissenen, skrupellosen rechten Hand eines Bandenchefs hochgearbeitet. Als er eines Tages ein Jobangebot erhält,… Read More

Gelesen: Darragh McKeon – Alles Stehende verdampft

Ich weiß, wo ich am Tag der Katastrophe von Tschernobyl war, habe ein Bild vor Augen, glaube sogar zu wissen, welches Kleid ich anhatte. Aber die Erinnerung täuscht mich. Es war kein Sommertag, sondern der 26. April 1986. Ich lebte in Regensburg im östlichen Bayern, und das Kleid trug ich vielleicht an einem der Tage, in denen die radioaktive Wolke aus der Ukraine über uns hinweg zog. Wir verfolgten die Berichte in den Nachrichten, sahen die Bilder, lernten, welche Halbwertszeit Cäsium 137 und Strontium 90 haben, und dass wir vorerst… Read More

Gelesen: Daniel Griffin – Rettung

Ich las den Kommentar „… das Thema Umweltverbrechen brillant verarbeitet“, gleichzeitig den Ort der Handlung, dessen gewaltige Natur ich selbst erlebt habe, und schon war’s um mich geschehen. Dieser Mischung konnte ich nicht widerstehen, ich habe gekauft, gelesen und es keine Sekunde lang bereut. Ein Holzkonzern rodet hemmungslos den einzigartigen Primärwald auf Vancouver Island – mit dem Segen der Politik. Eine kleine Gruppe junger Umweltaktivisten protestiert dagegen und schreckt, nachdem der Erfolg ausbleibt, auch vor Bombenanschlägen auf Lager des Konzerns nicht zurück. Gleich der erste geht fürchterlich schief, ein Wachmann… Read More

Gelesen: Celeste Ng – Was ich euch nicht erzählte

Ein Roman über eine Familie, über Liebe, Erwartungen, Geheimnisse und Verletzungen. Mein Lese-Highlight des Jahres 2018 ist keine gewöhnliche, keine leichte Kost. Komplex, dicht, klug und sehr berührend. Unbedingt empfehlenswert. „Lydia ist tot.“ Damit beginnt die Handlung an einem Morgen im Frühjahr 1977. Lydia, das sechzehnjährige Lieblingskind von James und Marilyn Lee, war zwei Tag lang verschwunden. Jetzt liegt sie ertrunken am Ufer des Sees nahe der Kleinstadt in Ohio, in der sie mit ihrer Familie lebte. Die Tragödie erschüttert die scheinbar so wohl geordnete Welt der Lees. James, Sohn… Read More

Gelesen: Julia Dibbern – Wolkendämmerung

Die Rückreise von der Leipziger Buchmesse gestaltete sich dieses Jahr schwierig. Dass ein Schneeeinbruch im März damit zu tun hatte, ging längst durch die Presse. Ich hatte Glück und Julia Dibberns Leseprobe zu „Wolkendämmerung“ im Gepäck, die mir die Wartezeit am Leipziger Bahnhof so gut vertrieben hat, dass ich ihren Jugendroman unbedingt lesen wollte. Vielleicht lag’s auch an den Wetterkapriolen bzw. am Klima – topaktuelles Thema des Romans. Der siebzehnjährige Nick lebt mit seinem Vater, einem mäßig erfolgreichen Drehbuchautor, in einem Haus am Strand von Südkalifornien. Er nimmt immer wieder… Read More

Gelesen: Kazuo Ishiguro – Alles, was wir geben mussten

Was lese ich bloß als Nächstes? Nichts scheint mir angemessen, nachdem ich dieses Buch zu Ende gelesen habe. Ich denke weiter über das grausame Szenario nach und kriege Kathys sanfte Erzählstimme nicht aus dem Kopf. Dabei habe ich mich am Anfang nicht leichtgetan mit dem Roman und kann verstehen, dass die kühl erzählte Geschichte nicht jeden packt, wie in Rezensionen zu lesen ist. Sportplätze, Schlafsäle, Malstunden – auf den ersten Blick ist Hailsham ein altbekanntes Internat in der englischen Provinz. Aber die Lehrer heißen Aufseher, und sie lassen die Kinder,… Read More

Gelesen: John Katzenbach – Die Grausamen

Endlich wieder Venedig! Ich würde mich dieses Mal vorbereiten, in die Stadt einlesen. Aber mit keinem der Bücher wollte es hinhauen. Der Klassiker war mir zu altmodisch, der Liebesroman zu nichtssagend, und dass Venedig eine Verführung ist, fühle ich auch ohne Anleitung. Statt einhundertelf Orte zu besuchen, die ich gesehen haben sollte, vertrieb ich mir meine – dort besonders rare – freie Zeit mit John Katzenbachs erstem Ermittler-Krimi. Kontrastprogramm? Aber hallo! Abteilung: Cold Cases. Zwei abgehalfterte Ermittler: Gabe, Alkoholiker, nach einer Familientragödie traumatisiert, Marta, Latina, Ex-Drogenfahnderin, die versehentlich ihren Partner… Read More

Gelesen: Noah Hawley – Vor dem Fall

Wenn ich es im Moment schaffe, zum Vergnügen zu lesen, dann vor dem Einschlafen. So der Plan. Meistens fallen mir nach wenigen Seiten – bei eingeschaltetem E-Book-Reader – die Augen zu. Noah Hawley hat mich wachgehalten. „Vor dem Fall“ ist gleichzeitig Krimi, Drama und Gesellschaftsroman. Den Rahmen bildet der Absturz eines Privatjets über dem Meer, den nur ein mittelloser Maler und ein vierjähriger Junge überleben. In einer riesigen Willensleistung rettet der Maler Scott Burroughs sich und den Jungen schwimmend an die Küste. Scott wird zum gefeierten Helden und, als die… Read More

Lieblingsschurke: Long John Silver

„A Hund is’ er scho’!“ – Hier in Bayern gilt dieses Urteil Prominenten, deren trickreiches Wirken wir gleichzeitig verurteilen und bewundern. Schlawiner-Schurken. Männern. Dem Fußballmanager, der Milliarden verzockt, seine Strafe absitzt und zum Verein zurückkehrt. Dem Kaiser, dem wir selbstverständlich zugestehen, dass er seinen Spielraum als Monarch maximal ausnutzt. Manchem Politiker. Beileibe nicht jedem. Und ab und zu dem Pfarrer. Long John Silver, der einbeinige Schiffskoch und Schurke aus Robert Louis Stevensons Abenteuerroman „Die Schatzinsel“, passt genau in diese Liga. Läge Bayern am Meer – nein, der Chiemsee zählt genauso… Read More